Mi Loco Tango
Del diablo y del Angel
ZAMA 003 (EAN 881390245321)
Von Teufeln und Engeln ist die neue Produktion des preisgekrönten Frankfurter Ensembles Mi Loco Tango überschrieben-es ist eine Hommage an Astor Piazzolla. Der große Tango-Innovator hat eine ganze Reihe von Originalkompositionen immer wieder den Engeln oder Teufeln gewidmet und auf vielen seiner Veröffentlichungen verstreut. Jetzt werden diese kleinen Geschichten vom Ensemble Mi Loco Tango zum ersten Mal zusammengefasst und gegenübergestellt.
"In meiner Geschichte mischen sich Teufel und Engel... man muss von allem etwas haben."
So der Meister des Tango Nuevo, Astor Piazzolla. Anlass genug, für das Frankfurter Quartett in seinem zweiten Tango-Programm dieser Aussage auf den Grund zu gehen. Im Mittelpunkt stehen die beiden Zyklen "Del Diablo" und "Del Angel"-selten gespielte Werke des argentinischen Komponisten.
Virtuosität haben die vier Musiker schon in den vergangenen Jahren mit Werken von Piazzolla bewiesen, so sind sie mittlerweile auch preisgekrönt (Weltmusikpreis "creole 2007" & Preisträger des 2. Astor Piazzolla Festival "Libertango") dafür. Nach seinem letzten musikalischen Ritt durch die Welt der italienischen Filmmusik, rückt das Ensemble jetzt Teufeln und Engeln auf den Leib. Sie zeigen auf wie teuflisch ein Engel, oder auch wie magisch anziehend der Teufel sein kann. Dafür heult die Geige gerne wie ein Werwolf, der Kontrabass wird zum percussiv-peitschenden Folterinstrument, das Klavier zum himmlischen Elysium, und das Bajan spielt sein ganzes Können aus, von den dunkelsten Registern bis hin zu den höchsten Orgeltönen. Mi Loco Tango spannt einen kontrastreichen Bogen durch das Schaffen von Astor Piazzolla und hat dabei auch den Mut zum Unerwarteten. So ließ sich das Quartett beispielsweise für das Melodram "El Tango" (der Text dazu stammt im spanischen Original vom großen argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges) eine deutsche Übersetzung (von Rainer Dachselt) anfertigen und lud den Schauspieler und Regisseur Willy Praml (im Übrigen auch Vater des Kontrabassisten Gregor Praml) ins Studio, um die neue Fassung gemeinsam einzustudieren und damit eine absolutes Novum in Sachen Piazzolla-Interpretation zu schaffen. Auch Alberto Mompellio, der Mi Loco Tango schon als kongenialer Arrangeur bei deren Filmmusik-Album "Il Cinema: il Paradiso!" zur Seite stand, ist erneut mit von der Partie. Er zeichnet sich verantwortlich für die Ausfeilung der Arrangements zu Adios Nonino und Mumuki, denen er durch seinen Ansatz als Italiener eine völlig neue Note in Sachen Tango Nuevo verpasst hat.
Mi Loco Tango macht mit seinem neuem Album "Del Diablo y del Angel" deutlich, dass der Tango, den sie spielen, eine Angelegenheit von Herz und Seele ist. Er kommt tief aus ihren Innersten.
Mi Loco Tango zu den Aufnahmen:
Adios Nonino
Unser Akkordeonist Vassily Dück hatte uns dieses Stück in seiner Ursprungsvorlage schon einmal viel früher vorgestellt. Es handelt sich um ein Arrangement für vier Akkordeons vom französischen Akkordeonisten Richard Galliano, der ein enger Freund von Astor Piazzolla war. Damals arbeiteten wir allerdings noch nicht mit Alberto Mompellio als Arrangeur zusammen, so dass wir erst durch ihn auf die Idee kamen, uns diese sehr eigene Version des Piazzolla-Klassikers maßschneidern zu lassen. Die Hommage an den verstorbenen Vater von Piazzolla erfährt dadurch eine ganz neue Wirkung.
Zyklus Del Angel
Genau wie bei Adios Nonino handelt es sich bei der Einspielung der vier Stücke des Engels-Zyklus' um eine Live-Aufnahme aus dem Sendesaal des Hessischen Rundfunks. Wir hatten das Werk zu diesem Zeitpunkt gerade durch das Eingangsstück "Introduccion al Angel" komplettieren können, so dass dies auch die erste Aufführung von Mi Loco Tango mit den vollständigen "Engeln" ist. Die Reihenfolge (mit zwei ruhigen Stücken zu Beginn aufeinander folgend) ergibt sich durch die Geschichte, für die die Stücke entstanden sind. Piazzolla war als Komponist für die Bühnenmusik eines Theaterstücks engagiert worden und machte sich voller Tatendrang ans Werk. Er sollte die Geschichte von einem Engel, der die Bewohner in einem Mietshaus beschützt musikalisch begleiten. Dieser wird jedoch von einem Bösewicht heimgesucht und ermordet. Es bedarf eines kleinen Wunders, aber der Engel wird wieder auferstehen...
El Tango
Auf diese Version des Melodrams El Tango sind wir sehr stolz, denn sie ist sehr eigen und bisher so nicht da gewesen. Die deutsche Fassung des Textes von Jorge Luis Borges, durch Rainer Dachselt verfasst, passt einfach perfekt. Sie trifft die Aussage, die Piazzolla dafür intendiert hatte, auf den Punkt und lässt nun auch den deutschen Zuhörer, der des spanischen nicht mächtig ist, an dieser Hommage an die Urahnen des Tangos teilhaben und sie miterleben. Nicht zu vergessen, dass uns Willy Praml dafür seine Stimme geliehen hat, die wir uns dafür vom ersten Moment an gewünscht hatten.
Mumuki
Alberto Mompellio in Höchstform hat uns den Anfang dieses Stückes ermöglicht. Im Original von Piazzolla ist die Einleitung für E-Gitarre geschrieben und die gibt es bekanntlich in unserer Besetzung nicht. Er hat das ganze für Geige und Kontrabass "in Szene" gesetzt. Laura Escalada-Piazzolla, die Witwe des Komponisten, der dieses Stück gewidmet ist, war von dieser Version extrem beeindruckt, als wir sie ihr beim Wettbewerb "Libertango" in Italien vorgespielt haben.
Zyklus Del Diablo
Die Leidenschaft des Tangos gepaart mit einer klassischen Moderne in der Musik, das schafft der Teufelszyklus. Er ist packend und aufregend, zu spielen und zu hören. Gerade wenn nach dem drängenden Eingangsstück Tango del Diablo, in dem die Feuerbälle nur so fliegen, die erotische und süße Stimmung der Romance del Diablo einsetzt. Aber, es gibt kein Entrinnen, auch wenn der Teufel sich hinter einem wunderschönen Gesicht zu verbergen vermag, am Schluss treibt es erneut wild, wilder den je: Vayamos al Diablo ein solcher Aufruf kann musikalisch kaum deutlicherer formuliert werden.
Contrabajisimo
Im Bühnenprogramm haben wir Contrabajisimo als letztes Stück gesetzt, denn diese kleine Sinfonie (immerhin ist das Stück über 10 Minuten lang) wurde auf Piazzollas Beerdigung über Lautsprecher auf dem gesamten Friedhof "Jardín de Paz" in Buenos Aires übertragen. Auch hier steht es fast an letzter Stelle, denn es fasst einfach das musikalische, was Piazzolla ausmacht, sehr schön zusammen. Typische Themen tauchen wieder auf, gehen durch die einzelnen Instrumente und schließlich kommt auch der Kontrabass zu seiner tragenden Rolle als Melodieinstrument.
Casapueblo
Auf dieses Stück haben uns schon unzählige Menschen angesprochen, denn es hat ganz offensichtlich eine magische Anziehung. Es ist wohl die Mischung aus der monotonen Begleitung, die der Kontrabass vorgibt (unzählige Takte spielt er schlicht ein A im langsamen Viertelrhythmus) und der wunderbaren Melodieführung in den drei anderen Instrumenten, die den Zuhörer förmlich einlullen... Die Frage ist nur, hat da eher der Teufel oder haben die Engel ihre Finger im Spiel?
TRACKLISTING
01. Adios Nonino
02. Introduccion al Angel
03. Milonga del Angel
04. La Muerte del Angel
05. La Resurreccion del Angel
06. El Tango
07. Mumuki
08. Tango del Diablo
09. Romance del Diablo
10. Vayamos al Diablo
11. Contrabajisimo
12. Casapueblo
MI LOCO TANGO BIOGRAPHIE
Preisträger des creole 2007
(Weltmusikpreis, Deutschland)
32. Festival Internationale Fisharmonica
(Filmmusikpreis, Castelfidardo, Italien)
2. Astor Piazzolla Festival Libertango (Tangopreis,
Lanciano, Italien)
Das international besetzte Quartett "Mi Loco Tango" – ein Bajanist (Knopfakkordeon) aus Russland, eine Geigerin und eine Pianistin aus Deutschland, und ein deutsch-französischer Kontrabassist – hat sich 2002 zusammengefunden, um sich zunächst ausschließlich dem Werk des argentinischen Komponisten und Musikers Astor Piazzollas zu widmen. Ziel war es, die Musik mit den einzelnen Erfahrungen der Mitwirkenden neu zu definieren und sie somit anders zu spielen. Entstanden ist seitdem ein breit gefächertes Repertoire mit den wichtigen Werken aus Piazzollas Vermächtnis – die Klassiker wie "Libertango" oder "Oblivion" –, es ist aber durchaus auch von einigen Raritäten durchsetzt ist – "Tanti Anni Prima" oder aktuell die beiden Zyklen "Del Diablo" und "Del Angel".
Piazzolla, der seine kompositorischen Fähigkeiten auch in die Dienste der Bereiche Theater, Film und Tanz gestellt hat, war es dann auch, der den Auslöser für einen weitergehenden Schritt hin zur Filmmusik brachte, umgesetzt in genau dieser tango-typischen Besetzung wie Mi Loco Tango sie darstellt. Speziell die italienischen Maestri Nino Rota und Ennio Morricone, sowie deren namhafte Kollegen, haben es den vier Frankfurter Musikern besonders angetan. Das Ensemble wurde seit seiner Gründung bereits mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet. Angefangen mit dem Weltmusikpreis "creole 2007" über den 1. Preis in der Kategorie Filmmusik beim "32. Festival Internationale Fisharmonica" (Castelfidardo, Italien) ebenfalls in 2007 und im letzten Jahr dann der bisherige Höhepunkt in der Karriere des Ensembles, der Tangopreis "Libertango" beim 2. Astor Piazzolla Festival (Lanciano, Italien) in 2008, dessen Juryvorsitz die Witwe von Astor Piazzolla, Laura Escalada-Piazzolla, innehatte.
Vassily Dück, Musikstudium am staatl. Konservatorium Novosibirsk mit Diplomabschluss als Musiklehrer und Solist des Bajan. Engagement als Solist und Konzertmeister bei der Philharmonie Altai und beim staatl. Orchester "Sibiria". Sein Repertoire reicht von Klassik bis hin zur Folklore. CD-Produktionen: Solo-CD "Bajan", "Der Rote Schal" und "Toujours la Piaf" im Zusammenhang mit der gleichnamigen Inszenierung des Bielefelder Theaters. Diverse musikalische Engagements für die Stadttheater Detmold und Mannheim, sowie im Theater Willy Praml (Frankfurt/ Main).
Irina Bunn, Studium für Violine an der "Hochschule für Musik und darstellende Künste" Frankfurt am Main. Sie spielt seitdem als Geigerin in verschiedenen Formationen, stilistisch von Barock bis hin zu neuer Musik und ist darüber hinaus als Lehrerin und Dozentin tätig. Mitbegründerin und erste Geigerin des "Cambio-Quartett" und des Salonorchesters "Die Lunas". Judith Herrmann, Klavierstudium an den Musikhochschulen in Köln und Frankfurt am Main, unter anderem bei B. Kontarsky. Kompositionen unter anderem für das Klappmaul-Theater (Frankfurt/ Main) und das Illuminativ-Theater (Bad Camberg). Musiktheater "Fettige Gesänge" mit C.Niemann und A.Roelofs. Musikalische Leitung von Laterna-Magica-Shows: "Die Nibelungen" und "Zwischen Wunder und Wissenschaft". Chansons mit J.Zollmann: "Beziehungsweisen".
Gregor Praml, Absolvent der "Hochschule für Musik Franz Liszt" in Weimar, Studien für Kontrabass in den USA (New York). Spielt Kontrabass und E-Bass in diversen Formationen und Theaterprojekten. Kompositionen und Arrangements, Musikalische Leitungen: u.a für "Maria Stuart" (2003), "Wilhelm Meisters Lehrjahre" (2004), "Medea" (2005), "Im Dickicht der Städte" (2006), "36,9 GRAD Brecht . Houellebecq" (2006/07), Jesus d'amour: geb. 0/ gestorben-auferstanden (2006-2008), ariadnes faden, arthurs schwester marie & der "ächte" naxosschmirgel (2007), marquise von o (2007), Don Carlos. Infant (2008). Dozent für Musik an der Fachhochschule Frankfurt/Main. Produzent u.a. "Del Diablo y Del Angel" (Mi Loco Tango), "Zuckerschnecksche, Prinzje & Co" (Kinderlieder), "Lille Peter, Akiko & Co" (Kinderlieder). Freier Musikredakteur & Producer beim Hessischen Rundfunk.
Alberto Mompellio – Arrangeur & Komponist, ist gebürtiger Italiener und stammt aus Vigevano (Pavia). Er zählte ab Mitte der 1970er zu den gefragtesten Studiomusikern Italiens, zu seinen Auftraggebern und Tourengagements zählen Künstler wie Patty Pravo, Fabrizio De Andrè, Mina oder Gino Paoli. Die Zusammenarbeit mit der Sängerin Milva als deren Keyboarder auf zahlreichen Welttourneen reicht sogar bis ins Jahr 2004. Mompellio kommt Mitte der 1980er Jahre nach Frankfurt, wo er bis heute ansässig geblieben ist. Seine Aufträge für Kompositionen und Orchesterarrangements von Filmproduktionen führt ihn allerdings bis nach Hollywood, u.a. 2001 "Igby goes down" (mit Jeff Goldblum und Susan Sarandon) oder "All the Queen's Men" (mit Matt LeBlanc). In Deutschland ist er ein gefragter Orchesterarrangeur, u.a. für Nena's Album "Jubiläum" (Deutschen Filmorchester Babelsberg), der Hörbuchproduktion "Olaf, der Elch" (ebenfalls D.F.B.) oder dem "3 Soprano Project" (Prager Sinfoniker). Mompellio hat diverse Fachpublikationen vorzuweisen, dazu gehört auch "Die Musik des amerikanischen Films: musikalische Stereotypen in amerikanischen Filmen" oder "Die Geschichte der italienischen Popmusik von den 1950ern bis heute".
Mi Loco Tango Pressestimmen
"Mi Loco Tango, das heißt Eleganz, Verve und Reduktion" (Frankfurter Rundschau)
"Grandioser Tango à la Frankfurt. Sie haben den Tango im Blut"(Frankfurter Rundschau)
"Zwei Frauen stellen das Quartett auf eine solide Basis. Hell, von faszinierender Eindringlichkeit, die Geige von Irina Bunn, kräftig, rhythmisch souverän am Klavier: Judith Herrmann. Gregor Praml, umtriebiger Naxos-Fabrikant, gibt mit federndem Spiel am Kontrabass den Tangomelodien verlässlichen Halt, einen ungewohnten Klang bringt das mächtige Akkordeon von Vassily Dück ein. [...]So kommt der "wilde" Tango daher: präzis und auf den Punkt gespielt." (Frankfurter Rundschau) "Das Können dieses Ensembles offenbart sich in der Qualität der Arrangements und in der Subtilität des Aufeinanderhörens beziehungsweise –reagierens." (Main-Post)
"Der Auftritt des Quartetts in Frankfurt setzte Piazzolla als Komponistenpersönlichkeit sicherlich in den Rang eines Schubert oder Debussy. [...] Die ganz unterschiedliche Herkunft der Musiker passt zur Musik Piazzollas. [...] Heute spielen sie mit so viel Leidenschaft, das mancher Argentinier blass werden könnte." (Frankfurter Rundschau)
"Bleibt nur noch – und das nicht zuletzt! – zu betonen, dass die durchaus reflektierten Arrangements Mompellios in Mi Loco Tango superbe Partner haben, die durch Spielfreude, Virtuosität und enorme Klangsinnlichkeit den "Rohdiamant" der geschriebenen Noten in ein kaum besser passendes Goldgeschmeide von geschmack- und niveauvoller Musizierkultur einfassen." (Intermusik Zeitung)
"Orchestermusik in klassischer Tangobesetzung – das klingt wie eine echte Herausforderung und nach einem Projekt, das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus für Furore sorgen kann.” (Journal Frankfurt)
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