Tobias Rüger Quartet
"Interlude" (Zama 002)
Mit seinem rein akustisch besetzten Quartett lotet Tobias
Rüger die musikalischen Möglichkeiten des klassischen
Jazz-Formats aus. Traditionell in der Besetzung und modern in der
musikalischen Formensprache verbindet es Raum für
Spontanität und Improvisationen mit präzise
ausgearbeiteten kompositorischen Ideen. Tobias Rüger konnte
für dieses Projekt drei hervorragende Mitmusiker gewinnen:
Daniel Stelter, Daniel Stelter, Gitarre, ist in
vielfältiger Weise als Auftrags- und Konzertmusiker
tätig. Sein Spiel speist sich, frei von Eklektizismus, aus
Jazz-, Pop- und Klassischer Gitarre. Es ist klanglich und harmonisch
von seltener Geschmeidigkeit und wird so zum Scharnier zwischen den
melodischen, harmonischen und rhythmischen Ebenen.
Hanns Höhn, Kontrabass, wirkt in zahlreichen Jazz-Projekten mit (u.a. bei Oli Bott und Thorsten de Winkel). Sein Ton ist füllig und doch überaus geschmeidig. Seine außergewöhnliche Intonationssicherheit ermöglicht es zudem, den Bass häufiger als im Jazz üblich für melodische Aufgaben einzusetzen. Kay Lübke, Schlagzeug, spielte u.a. Alben mit Efrat Alony und Ernst-Ludwig Petrowsky ein. Er schöpft erfindungsreich die Möglichkeiten seines Instruments an Klangfarben und -effekten aus; zugleich ist sein Spiel von großer rhythmischer Genauigkeit ohne in maschinenhaftes Tempo-Halten zu verflachen.
Tobias Rüger wurde 1965 in Berlin geboren. 1978-82 lernte er bei der Frankfurter Saxofon-Legende Alfred Harth. 1988-94 studierte er Klassisches Saxofon bei Detlef Bensmann an der Universität der Künste sowie 1995/96 Musikwissenschaft an der Freien Universität in Berlin. Beginn berufsmäßigen Musizierens in den frühen '80ern. Mitwirkung in Heiner Goebbels' Projekt "In einer Minute" beim Internationalen NewJazz-Festival in Moers 1985. 1989 Komposition und Einspielung einer Hörspielmusik zu "Yes, vielleicht" ("Yes, peut-être") von Marguerite Duras für den Sender Freies Berlin. 1992 Produktion und Einspielung des Albums "Im Dunkel der Nacht" mit seiner Band Die Schwindler und dem Sänger Jo van Nelsen für Sony-Columbia mit deutschen Cabaret-Liedern der '30er Jahre. 1994 Co-Autor und Produzent der CD-Produktion "Pausen aus berühmten Opern". 1997 führte er mit seiner Band und dem Londoner Sänger Phil Minton seine Bearbeitung der "Dichterliebe" von Robert Schumann auf. Konzerte im Freien Theaterhaus Frankfurt, dem Roten Salon der Volksbühne in Berlin sowie der Johannes-Kirche in Düsseldorf. Mitte der '90er Mitwirkung an verschiedenen Produktionen des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (u.a. "Goldene Berge" von Dimitri Schostakowitsch und "Hemingway-Suite" von Franz Wachsmann). 1999-2004 Einspielung des Gesamtwerks für Saxofon von John Cage. "A Cage of Saxophones Vol.1" erschien 2001, Vol. 2 im Mai 2006 bei Mode-Records, New York. 2001 Bearbeitungen judeo-spanischer Lieder für das Duo tradición y modernidad mit der Sängerin Yahli Toren. Erstaufführung als Teil der Reihe "Porto judaico" des Goethe-Instituts Portugal im Rahmen von "Porto - Europäische Kulturhauptstadt 2001". Weitere Aufführungen in Frankfurt, Jerusalem, Lissabon, Haifa, Metula und Tel-Aviv. 2003 Mitwirkung als Arrangeur und Darsteller beim Kurzfilm "Mein Name ist Joe Fleisch" von Joe Fleisch. 2003/04 Gastauftritte auf den Alben des BBC-Preisträgers Shantel ("The Great Delay" und "Bucovina-Club Vol. 1 & 2"). 2006 Uraufführung von "Stratosphères" für Sopran-, Alt- und Tenor-Saxofon, basierend auf der Musik zu dem Hörspiel "Yes, vielleicht" im Teatro Fondamenta Nuove in Venedig. Seit 2004 Mitwirkung als Saxofonist und Musikalischer Leiter bei verschiedenen Produktionen des Schauspiels sowie der Kammeroper Frankfurt.
Tobias Rüger über sein neues Album
(Hüllentext)
Wer Musik schreibt, sollte immer auch an die, die sie spielen sollen
denken - im Jazz zumindest, denn dort sind Kompositionen lediglich
Gerüste, die es zu füllen gilt. Es war mein
Glück, in Daniel Stelter, Hanns Höhn und Kay
Lübke drei ebenso schöpferische wie ausdrucksstarke
Musiker-Persönlichkeiten für mein Quartett gewinnen
zu können. Ihren Fähigkeiten gerecht zu werden,
hieß, ihre Instrumente in den Arrangements prominent zu
platzieren, also die ›Gegensätze‹ Solo -
Begleitung bzw. Komposition - Improvisation einander zu vermitteln: In
"Zeitloch" und "Die Stimme der Vernunft" leuchtet Hanns die vom Saxofon
vorgestellten Melodien mit weitem Atem in Solostellen neu aus,
wohingegen in "Im Zimmer der Zauberin", Daniels akustische Gitarre mit
dem Kontrabass bisweilen in eins zu verschmelzen scheinen. In "Der
Besuch der alten Dame" wiederum erschließt Kay, begleitet von
Bass und Gitarre, die melodischen Möglichkeiten des
Schlagzeugs. Daneben habe ich sogenannte neue Spieltechniken, wie
Mehrklänge und Zirkularatmung in das Farbenspektrum unseres
Quartetts eingebracht. Die in den 18 Stunden unserer Studiositzung
entstandenen Momentaufnahmen meiner Kompositionen sind das Ergebnis
dieses Zusammenwirkens von vier Persönlichkeiten und ihren
Ideen.
BIOGRAFIE TOBIAS RÜGER
Tobias Rüger was born in Berlin in 1965. From 1978-82 he was a pupil of Frankfurt's legendary saxophonist Alfred Harth. From 1988-94 Tobias Rüger studied concert saxophone with Detlef Bensmann at Universität der Künste (University of the Arts) in Berlin as well as Musicology at Freie Universität Berlin. Starting playing music in the early '80s, being involved in a project by Heiner Goebbels at the Moers Jazz Festival 1985. In 1989 he wrote music for saxophone trio for a radio adaptation of "Yes, peut-être" by Marguerite Duras recorded by West-Berlin's radio station SFB. With his band Die Schwindler he recorded an album of German Cabaret songs from the '30s in 1992 for Sony-Columbia. In 1997 he performed "Die Dichterliebe" by Robert Schumann with Die Schwindler featuring singer Phil Minton in Frankfurt, Berlin and Düsseldorf.
During the '90s he participated in several recording sessions of Berlin's Radio Symphonic Orchestra, (among others on Dimitri Shostakovich's "Golden Mountains" and Franz Waxman's "Hemingway Suite").
In 2001 he and singer Yahli Toren were invited to perform the programme tradición y modernidad with his arrangements of Jewish-Spanish songs. The event took place in the synagogue of Porto, Portugal as part of the event "Porto - Cultural Capital of Europe 2001".Beginning in 1999 he recorded the complete works for saxophone by John Cage with the Berlin-based ensemble intersax. The CD "A Cage of saxophones Vol. 1" was released in 2001, Vol. 2 in May 2006 by mode records, New York. "Stratosphères" - a concert piece for saxophone trio based on the music of '89's radio production of "Yes, peut-être" - was premiered at the Teatro Fondamenta Nuove in Venice in January 2006 by intersax. In 2003/04 he participated as sideman in BBC-award winner Shantel's projects, playing several saxophone tracks on his albums "The Great Delay" and "Bucovina Club Vol. 1 & 2". Since 2004 he also worked as musical director for projects of Frankfurter Kammeroper (Frankfurt Chamber Opera) and Schauspiel Frankfurt (Frankfurt's municipal theatre).