CD RELEASE

Binder & Krieglstein
New Weird Austria
AY CD 26 (EAN 881390202621)

Mit seinem vierten Album „New Weird Austria“lässt Binder & Krieglstein jedwedes musikalische Klein-Biotop links liegen und präsentiert eine sehr persönliche Aufarbeitung österreichischer Volksmusik. Dabei treffen seine Stilwelten aus Elektronik und Volksmusikelementen auf die von zahlreichen Gastsängerinnen und -sängern und werden zu variationsreichen Songs und Tracks verknüpft - aber nie verschmolzen.

In Volksmusik und Punk stecken zwei verwandte Seelen, und das Rohe und Wilde ist es, das Binder & Krieglstein aus der Musik extrahiert und zu seinem Eigenen formt. Pogo - eine Tanzform des Punk - ist auch von Volkstanz in seinen ausgeprägtesten Formen nicht allzu weit entfernt und stampfende Füße bilden einen wunderbaren Bogen zur elektronischen Tanzmusik. Die Frage, was denn nun authentische Volksmusik ist, und was nicht, ist schon lange müßig, und so ist das „Was“ auf diesem Album auch kein Thema. Und auf das „Warum?“ erntet man höchstens ein herzhaftes „Weil wir müssen!“ Denn Volksmusik und Pop gehören zusammen - oder besser: hier erleben wir die notwendige Überführung der Volksmusik in die Formsprache der Popmusik.

Die zwölf Nummern auf „New Weird Austria“ mäandern wild aber gezielt zwischen Einflüssen aus Electronica, Ska, Hip Hop und House einerseits und Polka, Landlern und „Steirischen“ andererseits hin und her und lassen dabei viel Platz für die GastPerformances von Austropop-Legende und 4xang-Mastermind Wilfried, Didi Bruckmayr, Mieze Medusa, dem bildenden Künstler Karl Grünling, Molto Hosso, Heimo Mitterer (Portnoy), Christian Fuchs und Suzy on the Rocks (beide Bunny Lake). Und natürlich ist auch Weggefährtin und Sängerin der Binder & Krieglstein Live-Band Makki mit mehreren Songs vertreten.

Rainer Binder-Krieglstein alias „Binder & Krieglstein“ startete nach seiner Tätigkeit als Drummer in Bands wie Fetish 69, Toxic Lounge und Sans Secours Anfang der 00er Jahre seine erfolgreiche Solo Karriere und hat sich auf den seither vier erschienen Alben so einige Stilrichtungen angeeignet. Der Grazer hat seine Musik dabei ständig weiterentwickelt und macht sich mit dem aktuellen Album nun auf die Suche nach den Wurzeln - ebenso seinen Eigenen als auch denen der Musik seiner Heimat. Sein Debüt auf Essay Recordings gab er vor 3 Jahren mit der von Shantel produzierten CD „Alles verloren“ (AY CD 14).

TRACKLISTING

01. Bratlgeiger - feat. Wilfried
02. Mein größter Schatz - feat. Karl Grünling
03. Kummst du ma blöd - feat. Makki
04. Radkette - feat. Heimo Mitterer
05. Frage der Zeit - feat. Mieze Medusa
06. Three Strikes - feat. Didi Bruckmayr
07. Bist du glücklich - feat. Molto Mosso
08. Londabaja - feat. Makki
09. Puddl di ein - feat. Makki
10. Fahrradlied - feat. Makki
11. So faungt des an - feat. Christian Fuchs
12. I hob di gern - feat. Suzy on the Rocks & Steirischer Jägerchor

DAS MANIFEST

New Weird Austrian ist brauchbar, weil sie jeder braucht, und nutzlos, weil sie nicht benutzt werden kann. Daher ist NWA stets ungenützt und neu (New). NWA ist verrückt (Weird), weil nur von dieser Perspektive aus alles ins Blickfeld gerät. NWA ist österreichisch (Austrian), da sie obwohl von weltweiter Bedeutung und Wirkung in Graz entstand. NWA ist Bewegung, aber sie ist keine Bewegung. Das Ziel von NWA ist eine sanfte Revolution. An die Stelle der Ordnung setzt sie das hierarchiefreie In-Beziehung-Setzen. NWA hat keine Zielgruppe und keinen Endnutzer, weil der Weg, der das Ziel ist, noch lange nicht zu Ende ist. NWA erlöst aus selbstgenügsamer Einsamkeit mittels Ineinander- und Miteinanderwirken. NWA besingt die Vertrautheit mit Energie und Verwegenheit. NWA hat nichts zu verlieren und eine Welt zu gewinnen. Ihre Schritte zittern nicht. Wir tanzen. Inspired by: "Happy Art and Attitude" (Bauer/Falk), "Kommunistisches Manifest" (Marx/Engels), "Futuristisches Manifest" (Filippo Tommaso Marinetti), Paul Klee, "The Puzzy Power Manifesto", "Cluetrain Manifest"; "Bauhaus-Manifest". Getanzt wird unter anderem Pogo zur Blasmusik, Polka zu Reggaebeats und Paso Doble zu Vocoder-Gesang. Die Definition, was zeitgenössische österreichische Volksmusik ist, darf nicht einer Handvoll Plattenfirmen, Fernsehshows und Radiosendern überlassen werden. Wenn in Siebing oder Guca, am Stammtisch oder im Beduinenzelt, an Pessach oder zu Weihnachten Einstudiertes auf Authentizität trifft, Zeitgeist auf Tradition, momentane Emotion auf abstrakt Tradiertes, wird ein Stück erinnerter Heimat im Hier und Jetzt aktualisiert. Ein Gedächtnisort wird auf die Tanzfläche gezerrt und seiner Grenzen beraubt. Der Dilettant wird zum Teilzeitvirtuosen, die Betschwester zum Saufbruder, das Herz hüpft hoch ins Hirn, um sich mit ihm gemeinsam hinab in die stampfenden Füße zu stürzen. Der Kehlkopf übernimmt den Akt freier Willensäußerung und das Lokalkolorit schimmert in allen Farben eines weltumspannenden Regenbogens. Denn Volksmusik ist Dorfmusik und die Welt ist ein Dorf. Und genau in diesem Dorf sind Binder & Krieglstein gelandet. Weil sie nämlich raus wollten aus dem Sumpf, dem heimeligen Biotop, in dem es sich so beschaulich leben ließe. Sie haben das sichere Terrain verlassen, um sich dem Risiko des Eigenen auszusetzen und sich an den österreichischen "Traditionals" abzuarbeiten als wären es Cocek, Klezmer, Rai oder Fado. Nämlich mit Sorgfalt und Respekt. Nach Jazz, Industrial Rock und Down-Tempo-Pop in diversen Kapellen und Bands (Fetish 69, Toxic Lounge, Sans Secours) sowie 3 Solo-Alben lassen Binder & Krieglstein ihre Grooves, Beats, Loops und Samples an die Wurzeln wandern. Weil's so sein muss. Denn Volksmusik, so wie Binder & Krieglstein sie verstehen, ist Punk: einfache, ungeschliffene Kompositionen, überschaubare Instrumentierung, pure and stripped down, Rot-White-Rot-Trash, direkt aus dem Bauch, ohne Umwege über Kunst- oder Kommerzgedanken. Seit jeher daran interessiert, Dinge, die sich normalerweise nicht einmal grüßen, zu elektronischer Musik eng umschlungen tanzen zu lassen, bitten sie Jägerchöre und straighte Tech-House Beats, LoFi-Sounds und elaborierte Jazztexturen, Lebenslust und Totgeglaubtes, Reduktion und Daseinsfülle zum Blind Date. Unterstützt wird dieses mal zart-poetische, mal ekstatisch-wilde Bekanntschaft-Schließen von einem illustren Dutzend GastsängerInnen aus diversen Sparten, Regionen und Nischen österreichischer (Lebens)Kunst: Makki, Didi Bruckmaier, Mieze Medusa, Wilfried, Karl Grünling, Heimo Mitterer, Molto Mosso, Christian Fuchs, Suzy on the Rocks und der Steirische Jägerchor. Diese Musik leitet nichts her und leitet nichts ab. Sie fügt mittels Laptop zusammen. Daher wurde das "Von" im Namen des Oneman-Duos auch durch ein "Und" ersetzt. Wobei diese Art des Verbindens mehr schafft als bloß Verbindung: Durch das Miteinander- und Ineinanderwirken des Gegensätzlichen und Disparaten entsteht keine Legierung, sondern die Komponenten bleiben sie selber. Nur vergessen sie im neuen Kontext schamlos auf Etikett und Dünkel und haben gemeinsam sehr viel Spaß. Die Summe ist besser als die ganzen Teile. World-Wide-Web-Landler, emotionale Ratio, obskure Klarheiten und Polonaisen für Fortbewegungsdissidenten finden zwischen allen Stühlen genug Platz zum Verwegen-Sein. NWA ist Dorfmusik für das Global Village.

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