Various Artists
Rio Baile Funk: Favela Booty Beats
Catalogue Nr.: AY CD 03

Vergiss diesen Nissan-Spot. Und vergiss, was Du über brasilianische Musik bisher weißt. Dies ist Baile Funk. Nein, nicht schon wieder einer dieser brasilianischen Klischee-Sounds, aufgemotzt mit elektronischen Beats - dies ist die Musik aus den Favelas von Rio de Janeiro: Bouncende brasilianische Booty Beats mit portugiesischen Raps, die 50 Cent wie einen Wimp aussehen lassen. Die Rede ist hier von Funk. Die Musik, die die Bootys in den Hügeln von Rio de Janeiro bewegt. Der Stadt, in der Glanz und Elend so nah beieinander wohnen. Es ist die Party-Musik der Favelas, zu der die Ronaldos dieser Stadt tanzen, aber auch ihre Zuhälter und Kalaschnikow tragenden Drogenbarone. Diese Musik ist der brasilianische Beitrag zur weltumspannenden Bass-Culture, der von rivalisierenden Sound Systems mit haushohen Wänden aus Basslautsprechern stolz Tribut gezollt wird.

Warum wird dieser Funk "Baile Funk" genannt? Weil er nichts mit dem Funk zu tun hat, wie man ihn bisher kennt. Baile Funk spiegelt Brasilien wieder, den großen Schmelztiegel. Baile Funk ist Musik, in der Funk, Miami Bass, Electro, Rap, Hip Hop, Bastard Pop und MPB (M√∫sica Popular Brasileira) fröhlich zusammengewürfelt wird. Und dazu ertönen harte portugiesische Raps, die ungeschminkt von den Strassen der Favelas berichten. Man mag die Texte als Europäer kaum verstehen, aber man fühlt unmittelbar die Energie, den Schweiß, die Wut und den Sex, der in diesen Tracks vibriert. Etwas, das man bei den meisten, überproduzierten, U.S.-Hip-Hop-Acts schon länger vermisst. In Rio dagegen, genügen einfache Mittel - ein paar Beats, ein oder zwei MCs, und der Einsatz minimaler Samples oder elektronischer Klänge, um jenes aufregende Gefühl wiederzuentdecken, das Mitte der 80er Jahre aufkam. Jene Begeisterung, als in New York mit Run DMC und LL Cool J, und in Miami mit der Two Live Crew Rap-Music ein neues, freshes Antlitz geschenkt wurde, in dem Rock und Rap, Electro und Funk energetisch zusammen fanden. Dieses lange verloren geglaubte Gefühl findet sich nun im Funk aus Rio wieder. Und dieses Gefühl ist gut.

Der Erfolg des Songs "Follow Me" der brasilianischen Funk-Crew Black, Alien and Speed, der seit zwei Jahren einen Werbefilm für einen Jeep des japanischen Autoherstellers Nissan unterlegt, demonstrierte, dass die Welt reif ist für die Beats aus den Favelas. Die Compilation "Rio Baile Funk: Favela Booty Beats", zeigt nun die vielen anderen Facetten des Funks aus Rio de Janeiro. Sie wurde zusammengestellt von dem Berliner DJ und Musikjournalist Daniel Haaksman, der eigens für die Compilation einige Wochen in Rio auf Musikrecherche ging. Haaksman besuchte zahlreiche Bailes in den Favelas, traf Produzenten, und hörte vor allem viele, viele Funk-Tracks, die auf CD-Rs auf den Märkten von Rio verkauft werden. Für die erste, außerhalb von Brasilien erscheinenende Baile Funk-Compilation überhaupt, hat Haaksman die besten Baile Funk-Tunes der letzten Jahre ausgewählt. Darunter sind Hits wie MC Serghino's "Pocotopocoto", Bonde Do Tiagro's "O Baile Todo" oder MCs Naldinho and Beth "Tapinha", die längst in Rio's Fußballstadien gesungen werden. Aber auch Underground-Hymnen wie die Ode an Rick Rubin und Russel Simmons, "Popozuda Rock n'Roll" von De Falla, oder das von DJ Marlboro produzierte "C.I.D.A.D.E. D.E. D.E.U.S.", das der noch heute bestehenden Favela City Of God (aus dem gleichnamigen Film), ein Zeichen dafür, dass die Songs des Baile Funk längst in das kollektive Bewusstsein Brasiliens aufgestiegen sind. Der Rest der Welt wird mit Sicherheit in Kürze folgen. And now get that booty started!

BAILE FUNK REVIEWS

"It's a shakurbooty must!"
Philippe Cohen Solal, Gotan Project

"It's sooo fantastic- I've never heard anything like it. Ive got to see city of god now."
Elizabeth Peyton

"Superb cd! Super music with energy, humor, purism and dirt."
Jan Werner, Mouse On Mars

"It's rare that a (Brasilian compilation) CD will stand out as much as this collection of favela funk"
Straight No Chaser Magazine